Friedrich Weinbrenner und die Weinbrenner-Schule

Gottfried Leiber
Der Stadtausbau und die Stadterweiterungsplanungen 1801–1826
Mainz 2002 (Band II Teil II)


Friedrich Weinbrenner, einer der großen Baumeister des Klassizismus in Deutschland, hat als Architekt eine Vielzahl bedeutender Monumentalbauten geschaffen. Dagegen kaum bekannt ist sein Wirken als Städteplaner. Mit diesem Thema befasst sich eine zweiteilige Abhandlung des Autors. Im ersten Teil, Die barocke Stadtplanung und die ersten klassizistischen Entwürfe Weinbrenners (erschienen Karlsruhe 1996), wird die Entwicklung Karlsruhes vom Anfang als Jagdanlage bis 1800 dargestellt. Der jetzt vorliegende zweite Teil umfasst die Jahre 1801 bis 1826, die Zeit Weinbrenners als oberster Baubeamter des Landes.
Zwei seiner städtebaulichen Werke für Karlsruhe ragen heraus: die Stadtvergrößerung und der neue Marktplatz. Der letzte Stadtvergrößerungsplan Weinbrenners von 1818, bei dem sich die Stadt in südlicher Richtung auf das Doppelte erweitern sollte, bildet ein kunstvolles Gefüge geometrischer Figuren mit Einpassung der Gesamtstadt in eine Kreisform. In seinen Bauten entschiedener Vertreter des Klassizismus, fühlte sich Weinbrenner in seinen städtebaulichen Vorstellungen zugleich fest der barocken Tradition verpflichtet. Das gilt auch für den Marktplatz als Höhepunkt einer Aufreihung von Plätzen an der nordsüdlichen Hauptachse der Stadt, der sogenannten Via Triumphalis. In einzigartiger Weise gelang es Weinbrenner hier, Architektur und Städtebau in der Formensprache zweier Epochen zu verbinden. Gleichsam als Schlussstein mauerte man noch 1825 nach seinen Plänen die Pyramide über der Grabstätte des Markgrafen earl Wilhe1m, dem Karlsruhe seine Entstehung verdankt. Weinbrenner war, so Arnold Tschira, »einer der letzten großen Stadtbaumeister des Alten Europa«.