Utopie und Ideologie: zur Geschichte der runden Stadt

Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg

Formal betrachtet sind heutige Städte in der Regel äußerst heterogene, historisch gewachsene Strukturen. Umso bedeutsamer und auch rätselhafter erscheinen uns daher jene formalen Stadtentwürfe, die in ihrer reinen Geometrie eine Entsprechung zu wünschenswerten Formen eines tugendvollen sozialen Lebens postulierten. So etwa in den Idealstädten des abendländischen Humanismus, deren Quadrate, Polygone und Kreise mit sozialen und kulturellen Inhalten kulturelle aufgeladen wurden. Doch auch jenseits der Traditionen der Frühen Neuzeit zeigt insbesondere die Geschichte der runden Stadt, dass der Zusammenhang zwischen Form und Inhalt keineswegs eindeutig gewesen ist. In der Bestimmung der Beziehungsformen zwischen Bürgern, Herrschern und Institutionen gingen die expliziten utopischen Inhalte oftmals mit ideologischen Befangenheiten einher. Eben diesen mehrdeutigen Wechselwirkungen von Form und Inhalt der runden Stadt ist das Seminar gewidmet. Es behandelt ausgewählte historische Beispiele vom antiken Bagdad bis zu Fällen der Gegenwart wie die Hafestadt Luchao von gmp oder Nayib Bukeles Bitcoin City.