Umweltgeschichte der Architektur: Ökosystem Wohnhaus

Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg

Bei der Gestaltung der menschlichen Umwelt kommt dem Wohnhaus in allen Kulturen eine elementare, grundlegende Bedeutung zu. So treten in der Hausforschung die systemischen Wechselwirkungen von biotischen Agenten und abiotischen Faktoren sowohl auf operativer wie auf symbolischer Ebenen besonders deutlich hervor. Beispielsweise lässt sich der Wandel der häuslichen Lebensformen anhand des jeweiligen Verhältnisses von endo- und exosomatischem Energiehaushalt beschreiben. Sie unterscheiden sich aber auch in der Art und dem Maß der technischen Domestizierung von Umweltmedien wie Luft und Wasser. Diese Beziehungen prägen die sozialen Lebensformen und bestimmen damit auch den kulturellen Wandel. Dieser These folgend werden wir uns mit Amos Rapoports Klassiker House Form and Culture befassen, der bereits 1969 die deterministischen Interpretationen des Verhältnisses von Hausform und Umwelt widerlegte. Auf dieser theoretischen Grundlage werden wir anhand ausgewählter historischer Beispiele in chronologischer Folge – von autochthonen ländlichen Hausformen bis zu den vernetzten Haushaltssystemen unserer Tage – werden wir einige Entwicklungsstränge nachzeichnen. Es gilt dabei, Rapoports Thesen zu hinterfragen und Rückschlüsse hinsichtlich der aktuellen Betrachtung des Hauses als Ökosystem zu ziehen. Das Seminar findet als achte Folge einer mehrteiligen Reihe zur Umweltgeschichte der Architektur statt.