Friedrich Weinbrenner und die Weinbrenner-Schule

Ulrich Maximilian Schumann
Friedrich Weinbrenner: Klassizismus und „praktische Ästhetik“
München 2010


Friedrich Weinbrenner ist der Prototyp unter den deutschen Architekten des Klassizismus und zugleich der Sonderfall: Staatsarchitekt eines Landes im Bann der Französischen Revolution, in Karlsruhe Begründer einer modernen Bauschule und -verwaltung, Autor im Literaturverlag neben Goethe und Schiller, Idol oder Skandal folgender Generationen. Das Buch nimmt alle Facetten dieser kontroversen Persönlichkeit ernst und entwirft das überraschende Bild von einer Klassik, die an die Stelle des unerreichbaren Ideals die Freiheit im Entwerfen und den Bezug zu Leben und Praxis setzt. Das Vorbild Antike lag für Weinbrenner nicht in einem Katalog von Formen und Regeln, sondern in der Erziehung zum selbständigen Denken. Bestätigung fand er in der hier neu entdeckten »praktischen Ästhetik«. So öffnete sich ihm der Blick für das Naheliegende: die menschliche Erfahrung des Raumes und dessen angemessene Gestaltung. Damit wurde er zum Pionier der Architekturtheorie und zum Bezugspunkt für die Moderne.