Gotik

Architekturzeichnungen der Gotik

Ein Forscherteam am Institut für Baugeschichte der Universität Karlsruhe unter Leitung von
Prof. Dr. Johann Josef Böker widmet sich derzeit der Erforschung der Architekturzeichnung des Mittelalters.
Als Zeugnisse des vielschichtigen Entwurfsprozesses gotischer Bauten haben sich im deutschsprachigen Raum zahlreiche Planzeichnungen erhalten. Erstmalig in der Geschichte der Architektur finden sich aus dem Zeitraum zwischen dem 13. und dem frühen 16. Jahrhundert Grundriss, Aufriss und Querschnittzeichnungen, die einen direkten Blick in die Baupraxis des späten Mittelalters erlauben. Da aus dem Entstehungsgebiet der Gotik wie beispielsweise auch in England (fast) keine gotischen Baurisse erhalten sind, kommt dem im deutschsprachigen Bereich überlieferten Bestand eine ganz wesentliche Bedeutung für die Analyse des Entwurfsprozesses im Spätmittelalter zu.
Ausgangspunkt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts war die inzwischen erfolgte Erfassung und Publikation des umfangreichen Bestandes an gotischen Baurissen in der Akademie der bildenden Künste in Wien und dem städtischen Museum Wien, in denen sich heute mit über 400 Zeichnungen der mit Abstand größte Anteil der erhaltenen Architekturzeichnungen befindet (es handelt sich um etwa 80% des Weltbestandes!).
In einem ersten Teilabschnitt wurden der zweitgrößte mittelalterliche Planbestand, der sich in Ulm erhalten hat untersucht. Eine gründliche Auswertung und Rekonstruktion der Ulmer Turmplanungen führte zu überraschenden Ergebnissen und einer neuen Baugeschichte des Ulmer Münsterbaus.
In dem zweiten Teil des Forschungsprojektes wurden die gotischen Architekturzeichnungen des Rheingebietes und der Schweiz, von Bern, Basel, Konstanz, Freiburg im Üechtland, Freiburg im Breisgau, Straßburg, Frankfurt, Mainz, Köln sowie Belgien und Sachsen untersucht. Auffallend und in dieser Form erstmals herausgearbeitet wurde die starke personelle Vernetzung der rheinischen Bauzentren untereinander wie auch mit den Bauhütten von Ulm, Regensburg, Prag und Wien.


Projektleitung: Prof. Johann Josef Böker

Mitarbeiter: Anne-Christine Brehm, Dominic Boulerice, Julian Hanschke, Nikolaus Koch,
Jean-Sébastien Sauvé

Finanzierung: DFG

Zeitraum: 2007-2014